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Ein Rechenzentrum in Karlsruhe ist das Postfach der Nation

Die meisten von uns verschicken E-Mails. Bevor die elektronischen Briefe beim Empfänger auf dem Bildschirm landen, passieren viele einen Keller in Karlsruhe. Und einen alten Bunker an einem Flughafen.

Wann haben Sie das letzte Mal Post aus Karlsruhe bekommen? Wenn Sie einen E-Mail -Account haben, ist es wahrscheinlich höchstens ein paar Tage her.

Kapp 50 Prozent der deutschen E-Mail-Konten sind auf den Servern des 1&1-Rechenzentrums in Karlsruhe gespeichert. (Quelle: Uli Deck / dpa ) Der Internetkonzern 1&1 hat mit seinen Anbietern Web.de und 1&1 nach eigenen Angaben einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent bei der privaten E-Mail-Nutzung in Deutschland. Alle ihre Postfächer sind im Karlsruher Rechenzentrum des Internetkonzerns 1&1 gespeichert.

Dort laufen, neben vielen anderen Web-Inhalten, rund um die Uhr die E-Mails der Kunden ein und werden auf Zehntausenden von Festplatten gespeichert. "Wie viel Speicherplatz wir hier insgesamt haben, weiß keiner so genau", sagt Andreas Maurer von 1&1. "Als ich das letzte Mal nachgezählt habe, waren es etwa zehn Petabyte, aber das ist Jahre her, inzwischen ist es garantiert deutlich mehr."

Ein Petabyte entspricht einer Million Gigabyte. Schon als Maurer das letzte Mal zählte, hätte man im Keller also um die 800 Millionen Lieder im MP3-Format speichern können oder 400.000 Blu-Rays. Zu bis zu 25.000 Servern sind die unzähligen Festplatten in den elf Kellerräumen des Rechenzentrums verschaltet.

Umso erstaunlicher ist die Dimension des "Nadelöhrs", durch das die Daten in das Rechenzentrum herein und wieder herausfließen: Gerade mal so dick wie ein Gartenschlauch sind die zwei gelben Kabel, die an den beiden Seiten des Rechenzentrums unspektakulär aus der Wand ragen. Bis zu 5.500 E-Mails pro Sekunde fließen dort in das Gebäude rein und wieder raus. "Das ist die Stelle, an der die NSA gern ein Kabel anschließen würde", spaßt Maurer.

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Beim Thema Sicherheit verstehen die Deutschen aber keinen Spaß. So global das Internet auch ist, bei E-Mails trauen sie noch immer den deutschen Providern. "E-Mail made in Germany" ist der PR-Slogan dieses Phänomens, mit dem unter anderem web.de, gmx und die Telekom, die die E-Mails ihrer Nutzer ebenfalls in deutschen Rechenzentren speichert, 2013 gemeinsam und auf den NSA-Skandal reagierten.

Dass die E-Mail-Rechenzentren in Deutschland stehen, ist laut Experten ein wichtiger Sicherheitsfaktor. "E-Mails liegen meist unverschlüsselt auf den Servern. Wenn die in einem anderen Land stehen, das nicht so strenge Datenschutzgesetze hat wie wir, können Regierungen und andere Akteure sehr leicht darauf zugreifen", sagt Christian Herzog vom Digitalverband Bitkom. "Wesentliche Daten im eigenen Land zu haben, ist ein wichtiger Bestandteil der digitalen Souveränität".

Doch nicht nur ausländische Akteure könnten am deutschen Mailverkehr aus dem Karlsruher Keller interessiert sein. Ein Millionen Euro teurer Schrank in einem der Serverräume erinnert an die Begehrlichkeiten deutscher Behörden, die die Internetfirmen per Vorratsdatenspeicherung zwingen wollten, bestimmte Daten ihrer Kunden bis zu sieben Monate aufzubewahren. Doch Gerichte kassierten das Gesetz immer wieder, der Schrank für die Vorratsdatenspeicherung steht daher ungenutzt in der Ecke.

Gegen Hacker verteidigt ein Team von IT-Experten das Rechenzentrum. Eindringlinge, die sich nicht in das Rechenzentrum einhacken, sondern selbst in den Keller zu gelangen versuchen, werden durch Videokameras, einen eigenen Sicherheitsdienst und ein ausgetüfteltes Zutrittsverfahren daran gehindert.

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