Das sind die Robotik-Trends 2018
Roboter werden intelligenter und beweglicher – mit enormen Auswirkungen auf die Arbeitswelt. com! professional zeigt, welche Entwicklungen uns bald schon erwarten.
Paul ist ein freundlicher und zuvorkommender Mitarbeiter. Er begrüßt die Kunden bereits an der Eingangstür und beantwortet geduldig ihre Fragen. Wenn sie ein bestimmtes Produkt suchen, führt sie Paul zielsicher zu dem Regal. Nur wenn sich das Gesuchte in einem anderen Stockwerk des Ladengeschäfts befindet, muss Paul passen, denn eines kann er nicht: Treppen steigen. Paul ist nämlich ein Roboter, der sich auf Rollen vorwärtsbewegt.
Zusammenarbeit: Die Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) ist eines der wichtigsten Entwicklungsfelder in der Robotik. (Quelle: Volkswagen AG) Roboter wie Paul sind Teil einer neuen Generation, die mit Menschen in natürlicher Sprache interagieren können. Das Modell basiert auf dem Care-O-bot 4, einem vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) und dem Start-up Unity Robotics für die Pflege entwickelten System. Anders als der Pflegeroboter muss Paul aber ohne Arme und Greifhände auskommen. Seinen Dienst verrichtet der rollende Blechkamerad bei MediaMarktSaturn. Nach einer einjährigen Testphase im Saturn-Markt Ingolstadt können Kunden sich nun auch in Berlin, Hamburg und Zürich von ihm bedienen lassen. „Es hat sich gezeigt, dass Paul bei unseren Kunden sehr gut ankommt“, sagt Martin Wild, Chief Digital Officer (CDO) der MediaMarktSaturn Retail Group, „viele unserer Kunden hatten noch nie Kontakt mit einem Roboter, daher ist diese Technologie eine ganz neue Erfahrung für sie.“
Paul und seine Kollegen liegen im Trend – laut der aktuellen World-Robotics-Studie der International Federation of Robotics (IFR) sollen zwischen 2018 und 2020 im professionellen Umfeld fast 400.000 Serviceroboter verkauft werden und der Gesamtumsatz von rund 5 Milliarden Dollar 2017 soll im selben Zeitraum auf nahezu 19 Milliarden Dollar steigen. Hinzu kommen noch mehr als 32 Millionen Einheiten, die als Saugroboter oder intelligente Rasenmäher in Haushalten ihren Dienst verrichten. Auch wenn dies beeindruckende Zahlen sind, so steht der Einsatz von Servicerobotern im professionellen Sektor doch erst am Anfang.
Deutlich weiter ist bereits das Segment der Industrierobotik – schließlich sind Roboter aus der Fertigung schon lange nicht mehr wegzudenken. Bis 2020 sollen laut der IFR weltweit mehr als 1,7 Millionen neue Industrieroboter in Fabriken zum Einsatz kommen. Die Analysten von Markets and Markets prognostizieren, dass der Umsatz mit Industrierobotern bis 2023 auf 71 Milliarden Dollar steigen wird, Transparency Market Research geht von einem Gesamtmarkt für Robotik bis 2025 von fast 150 Milliarden Dollar aus. Auch das Analystenhaus IDC sagt den Robotern eine steile Karriere voraus. Bis 2019 soll demnach die Akzeptanz von Robotern um ein Drittel steigen, 60 Prozent der 2.000 größten börsennotierten Unternehmen der Welt werden dann Industrieroboter in der Fertigung einsetzen.
Ein wesentlicher Grund für die steigende Nachfrage ist laut Patrick Schwarzkopf, Geschäftsführer Robotik + Automation im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), dass sich mit dem Einsatz von Robotern hohe Qualität bei geringeren Kosten erzielen lässt. Selbst Länder mit eher niedrigem Lohnniveau gehörten daher zu den Abnehmern. „Der weltweit größte Robotermarkt ist China, und auch Vietnam hat gerade massiv in Robotik investiert.“ Hinzu komme, dass viele Produkte ohne Robotik und Automation nicht in der geforderten Miniaturisierung, Reinheit oder Präzision hergestellt werden können, so Schwarzkopf weiter. „Es sind viele Faktoren, die hier zusammenkommen.“
Neben Kostendruck und Wettbewerb ist auch die demografische Entwicklung dafür verantwortlich, dass der Robotereinsatz immer attraktiver wird. „Ein Mangel an Fachkräften in den Industrienationen fördert den Trend zur fortschreitenden Automatisierung“, sagt Hans Schumacher, President & CEO Dürr Systems AG, einem der weltweit führenden Herstellern von Industrierobotern.
Laut VDMA-Geschäftsführer Schwarzkopf wird allein in Deutschland das Arbeitskräftepotenzial um zehn Millionen schrumpfen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre in den Ruhestand gehen. „Eine verstärkte Automatisierung kann zumindest einen signifikanten Beitrag zur Bewältigung dieses Problems leisten.“